hier stelle ich vor:
Der Baum des Jahres 2021: Die Europäische Stechpalme – Ilex aquifolium
Die „Baum des Jahres –Dr. Silvius Wodarz Stiftung“ hat die Europäische Stechpalme – Ilex aquifolium (weiter nur noch mit Ilex beschrieben) zum Baum des Jahres 2021 gewählt.
Der Gattungsname Ilex (keltisch für Spitze) ist der ursprüngliche lateinische Name der Steineiche (Quercus ilex).
Beide Pflanzen haben ähnlich aussehende Blätter, die dornige Spitzen besitzen. Der Artname aquifolium (lateinisch) bedeutet so viel wie Nadelblatt, aber nicht,
weil es einem Nadelblatt der Nadelbäume ähnelt, sondern weil es wie Nadeln sticht.
Schon in alten Zeiten war der Iles eine Symbolpflanze.
Die Römer verschenkten frisch vermählten Paaren Stechpalmenkronen zum Zeichen von Glücks- und Segenswünschen. Außerdem verschickten sie, wie die Griechen, zur Winterson-nenwende Geschenke,
die mit Stechpalmenzweigen verziert waren (Fruchtbarkeitssymbol und als Zeichen für Glück und Gesundheit) zu Ehren des Gottes Saturn bzw. zu Ehren Kronos.
Gallier und Kelten befestigten Stechpalmenzweigen zur Wintersonnenwende an die Eingänge ihrer Behausungen. Sie glaubten daran, dass im Winter Geister in ihren Behausungen Unter-schlupf suchten
und die bösen Geister durch den Ilex ferngehalten wurden. Wahrscheinlich stammt die englische Tradition, Ilex als Schmuck zu Weihnachten zu verwenden daher (seit dem 15. Jahrhundert bekannt).
Die Farben Rot und Grün gelten als Weihnachtsfarben.
Seit dem 16. Jahrhundert wurden in der Schweiz und einigen deutschen Gebieten der Ilex als Weihnachtsbaum verwendet. Auch am Palmsonntag wird der Ilex mangels grünen Laubes in Europa als Schmuck verwendet.
Einige möchten es nicht glauben, aber die Stechpalme, Ilex am häufigsten aber Hülse genannt ist ein einheimischer Baum.
Viele von euch kennen ihn als Strauch in Parkanlagen, auf Friedhöfen, als Zierpflanze in Hausgärten und als Hecke.
Forschungen haben ergeben, dass der Ilex schon vor mehr als 2.000.000 Jahren (Endteritär) in unseren Breitengraden heimisch war.
Das Klima war zu dieser Zeit überwiegend subtropisch. Mit dem Beginn der Eiszeit hat er sich weit in den Süden zurückgezogen. Nach dem Ende der Eiszeit wanderte er wieder in die nördlichen Teile der Welt zurück.
Allerdings war sie danach in unseren Wäldern nie häufig anzutreffen.
Sie wächst überwiegend strauchartig an lichten Stellen im Unterholz von Baumen. Als Baum (bis zu 8 m selten bis 13 m) wächst er in Gebieten, wo es nicht zu trocken ist,
es nicht häufige Früh- und Spätfröste gibt, es kaum andere Pflanzen als Unterholz gibt und es als Schutz höhere Bäume gibt. Nur dort blüht sie und trägt ihre roten Steinfrüchte.
Nachdem die Menschen sesshaft geworden sind, haben sie die Wälder immer mehr gelichtet und ihr Vieh auch zum Weiden in die Wälder getrieben (Waldweiden).
Dort haben sie alles Erreichbare weggefressen. Da war der Ilex mit seinen dornigen Blättern und seiner Giftigkeit im Vorteil gegenüber den anderen Pflanzen
und konnte sich dann in den nun lichteren Wäldern weiter ausbreiten und wuchs dann auch baumartig. Seitdem die Wälder aber überwiegend zur Holzgewinnung genutzt werden
und die Menschen ihr Vieh nicht mehr in die Wälder treiben durften, konnten sich der Ilex nicht mehr so schnell weiterverbreiten, wie zuvor und er wuchs dann wieder mehr strauchartig.
Auch das Brauchtum hatte großen Anteil am Verschwinden der Ilexbestände in unseren Wäldern. Da in der Winterzeit große Massen an Ilexzweigen geschnitten wurden (gerade die mit den roten Steinfrüchten),
wurde der Ilex in einigen Gebieten fast ausgerottet Durch die fehlenden Steinfrüchte konnte er nicht mehr aussamen und auch durch sein langsames Wachstum konnten die Schnittverluste nicht mehr ausgeglichen werden.
Daher gibt es seit den 20er Jahren des 20ten Jahrhunderts die „Schmuckreisigverordnung“ (habe nur noch ein Dokument aus dem Jahr 1935 gefunden).
Damit war das Abschneiden von Ästen nur noch mit Genehmigung der Behörden erlaubt.
Auch heute noch ist das Beschädigen des Ilex und die Entnahme ganzer Pflanzen verboten. Er ist nach dem Bundesnaturschutzgesetz besonders geschützt.
In meinem Lieblingswald, dem Weitmarer Holz“ in Bochum wurde der Ilex fast ganz ausgerottet. Mittlerweile gibt es aber wieder größere Bestände dort.
Allerdings könnte der Ilex ein Gewinner der Erderwärmung werden. Die Winter sind nicht mehr so frostreich. Ilex ist in der Lage, schon ab 0 Grad Fotosynthese zu betreiben und daher als im-mergrünes Gehölz in der ca. fünfmonatigen laubfreien Zeit im Vorteil gegenüber den sommer-grünen Pflanzen im Wald ist. Dazu kommt noch, dass sie schattentolerant ist.
Deutschland (Odermündung bis Saarland, vereinzelt im Schwarzwald) bildet die Ostgrenze des Verbreitungsgebietes in Europa. Weiter nach Osten ist es dem Ilex meist zu frostig und zu tro-cken. Allerdings hat sich der Ilex nachweißlich weiter in Richtung Polen ausgebreitet.
Der Ilex dient Bienen und Vögeln als Nahrung.
Er blüht im Mai (Juni) und die kleinen unscheinbaren weißen Blüten bieten zwei Mauerbienenarten und neun Sandbienenarten Pollen.
Amseln, Drosseln, Rotkelchen und Mönchsgrasmücken fressen die roten Steinfrüchte und verbreiten so die Samen.
Allerdings sind die Früchte für die Vögel nur genießbar, wenn sie überreif und mehrmals dem Frost ausgesetzt waren. Beliebt sind die Früchte aber nicht und so hängen sie langen an der Pflanze. Nur bei großem Nahrungsmangel werden sie verstärkt gefressen.
Außerdem dient der immergrüne Ilex Kleinvögeln als Schlaf- und Nistplatz.
Interessant ist auch, dass der Ilex zweihäusig (diözisch) ist. Es gibt weibliche und männliche Pflanzen. Nicht immer ist an der Blüte zu erkennen, ob sie männlich oder weiblich sind, da na beiden Blüten noch Blütenbestandteile des anderen Geschlechts zu finden sind, die aber funkti-onslos sind. Forschungen gehen davon aus, dass der Ilex ursprünglich zwittrig war und die Ent-wicklung zur Zweihäusigkeit noch nicht endgültig abgeschlossen ist. Festgestellt wurde durch Untersuchungen auch, dass ein und dieselbe Pflanze ihr Geschlecht wechseln kann.
Der Ilex ist in seiner Gesamtheit giftig. Da er als immergrüner Strauch/Baum mit seinen auffal-lenden roten Steinfrüchten im sonst blattlosen Wald besonders auffällt, würde er sonst dem Fraß zum Opfer fallen. Sein dorniges Laub und die Giftigkeit dienen dem Ilex also als Schutz vor Fressfeinden. In der früheren Literatur finden sich oft folgende Angaben: Ca 20-30 Früchte sollen für Erwachsene tödlich und bereits zwei Früchte können bei Kindern Magenprobleme auslösen. Neuste Untersuchungen haben ergeben, dass die Steinfrüchte nicht diese Giftigkeit erreichen. Die Früchte schmecken aber so bitter, dass es nicht wahrscheinlich ist, dass Kinder oder Er-wachsenen mehr als eine Frucht „probieren“.
Ihr könnt in Baumschulen viele unterschiedliche Sorten für eure Gärten erhalten: mit unterschiedlichen Blattfarben- Blatträndern und Wuchsformen.
So, jetzt aber Schluss mit Infos.
Ich hoffe, dass ich euch den Baum des Jahre 2021 etwas näherbringen konnte
Europäische Stechpalme - Ilex aquifolium (Stechpalmengewächse – Aquifoliaceae)
Synonyme: | Aquifolium croceum; Aquifolium ferox Mill.; Aquifolium hetero-phyllum; Aquifolium ilex; Aquifolium spinosum; Aquifolium undulatum; Aquifolium vulgare; - Gewöhnliche Stechpalme, Hülse, Ilex, |
Lebensform: | Phanerophyt, mehrjährig - immergrün ( |
Wuchsform: | Großstrauch – Kleinbaum, Äste wachsen fast waagerecht und werden zur Spitze hin kürzer daher der kegelförmige Wuchs |
Wuchshöhe: | 1 bis 5 m Hoch – 10 bis 13(15) m hoch, 3 bis 5m breit. |
Blatt: | wechselständig, eiförmig bis lanzettlich, , ungleichmäßig wellig, 3 bis 8 cm lang, Blatt-stiel 1,5 cm lang, ledrig, Blattoberseite dunkelgrün, Blattunterseite hellgün, bis zu einer Höhe von 2 m dornig gezähnt, darüber hinaus wenig betonte dornige bis glattrandige Blätter, Alter: 1 bis 3 Jahre |
Blütenstand: | doldig |
Blütenform: | zweihäusig (diözisch), 8 mm groß, |
Blütenfarbe: | weiß |
Blütezeit: | Mai bis Juni (August) |
Frucht: | Steinfrucht, Ab Juli, erst grün dann leuchtend rot, erbsengroß, sehr lange teilweise bis Februar an der Pflanze verbleibend, |
Lebensraum: | nährstoffreich-kalkarme-lockere bis steinige Böden, Halbschatten bis Schat-ten, im Unterholz von Laubmischwäldern |
Verbreitung: | Im atlantisch beeinflussten Gebieten Europas und Höhenlagen mit entspre-chendem Klima (milde Winter, nicht zu trocken) |
Gefährdung: | nicht gefährdet aber geschützt |
Insektenbesucher: | Mauerbienen, Sandbienen |
Besonderheiten: | siehe Text. Der Zauberstab von Harry Potter ist aus Ilexholz |
Ähnliche Pflanzen: |
Artbeschreibung und Fotograf: hawisa (AGEID8135)
Quellen:
Baumschulkatalog der Firma „Lappen“ 2015
Bolliger/Erben/Grau/Heubl „Strauchgehölze“ farbiger Naturführer, 1983 Mosaikverlag GmbH München
Helmut und Margrit Hintermeier „Blütenpflanzen und ihre Gäste – Teil 3“, Obst- und Gartenbau-verlag 1. Auflage 2012
https://www.baum-des-jahres.de/stechpalme/
https://www.zobodat.at/pdf/Abh-Westf-Mu ... 3-0009.pdf
https://www.zobodat.at/pdf/Jh-Ver--vate ... 7-0072.pdf
https://www.botanik-bochum.de/jahrbuch/ ... folium.pdf