Aeshna affinis - Südliche Mosaikjungfer

Interessante Beobachtungen aus dem Leben unserer Makromotive oder unserer Naturmotive mit dokumentarischem Charakter
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Frederik f56
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Aeshna affinis - Südliche Mosaikjungfer

Beitragvon Frederik f56 » 25. Aug 2010, 10:29

Hallo!
Ich hatte Gelegenheit, endlich mal die Südliche Mosaikjungfer etwas näher zu betrachten. Dazu kam es mehr als Zufall. Wir (mein Libellenteam) waren an einem Gewässer, welches sowohl die Sumpf-Heidelibelle und auch die Gebänderte Heidelibelle zu bieten hatte. Später trafen wir einen holländischen Fotografen, welcher uns fragte, ob wir wüssten, wo die Sumpf-Heidi zu finden ist. Natürlich gaben wir die Info raus und er fragte uns, ob uns etwas besonders interessieren würde. Schnell nannten wir die Südliche Mosaikjungfer, hatten wir doch gehofft, sie am dortigen Gewässer zu finden. Er gab uns den Geheimtipp und so fanden wir das unspektakuläre, ebenso unspektakulär gelegene Gewässer und wurden von den Tierchen und zahllosen Blutroten-Heidis bereits erwartet ;-).
Hier jetzt einige Bilder und Info zu der hübschen Art...Bilder und weitere Informationen dürfen sehr gerne ergänzt werden :-)

Gruß
Fred


Allgemein: Die Südliche Mosaikjungfer (Aeshna affinis) ist eine Libelle aus dem Mittelmeerraum, welche als Wanderlibelle inzwischen bis nach Norddeutschland vorgedrungen ist. Teilweise kann sie schon als bodenständig in Mitteleuropa gelten.

Lebensraum: Die Art bevorzugt stark verschilfte Gewässer, welche teilweise austrocknen und in geschützten warmen Lagen liegen. Wichtig ist, das stets eine gewisse Restfläche an freiem Wasser bleibt. An dem Fundgewässer, an welchem die Bilder entstanden, betrug die Restfläche ungefähr 12-15 m², von insgesamt knapp 170m². Das Gewässer lag in einem spärlichen, eher trockenen Sekundärwarld. mit Anbindung an große, offene Grasflächen.

Verhalten: Die Männchen patrouillieren am Gewässer und suchen im Schilf nach Weibchen. Hat es eines gefunden, verschwindet das Paar meist in die umliegende Vegetation, oft auf etwa 3m Höhe. Am Fundgewässer waren dies Eschen und Birken. Nach Rückkehr der Paarungsräder suchen die Tiere sich im Schilf einen Platz, das Weibchen löst sich vom Männchen (das Männchen hält das Weibchen jedoch weiterhin im Tandem) und das Paar sucht Plätze zur Eiablage. Hierbei gibt es zwei Besonderheiten bei der Südlichen Mosaikjungfer. Es ist die einzige Mosaikjungfernart bei uns, welche als Tandem, also zu zweit, zur Eiablage kommt. Desweiteren ist bemerkenswert, dass die Eier auf trockenen Flächen abgelegt werden, wo lediglich eine Restfeuchte vorzufinden ist. Daher sind auch ausgetrocknete Gewässerabschnitte für eine Fortpflanzung unbedingt erforderlich. Dabei werden die Eier, wie auf dem Eiablagebild ersichtlich, so weit wie möglich in Erdspalten o.ä. abgelegt. Das Weibchen steckt meist bis zum Anschlag (also bis zu den Hinterflügeln) im Boden. Interessant ist auch der Flug als Tandem. Das Weibchen lässt sich hierbei oft vom Männchen schleppen, sprich es segelt nur. Da somit die Eiablage sowohl für das Weibchen wie auch für das Männchen sehr anstrengend ist, müssen die Paare ab und an pausieren.

Ausbreitung: Man nimmt an, das die Art durch die Klimaerwärmung ihr Verbreitungsareal nach Norden erweitert. Da es sich bei den benötigten Gewässern regelmäßig um verlandende Gewässer handelt, die durch das Schilf und durch Laubeinfall etc. wieder zu „Festland“ werden, muss die Libellenart wandern, um sich neue Gewässer zu erschließen. So ist sie zum Beispiel an Christians Gewässer gelandet
Dateianhänge
Das Habitat: Ein stark verschilfter See in halboffener Landschaft, geschützt gelegen. Die Nutzung wird entweder als Fischteich oder als Löschteich gewesen sein.
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Die Libellen verschwinden meist in den Uferbüschen, kommen dann nach einiger Zeit wieder hervor. Das Weibchen löst die Koppelung, und das Paar legt - einzigartig bei den heimischen Aeshniden - die Eier zusammen, als Tandem, ab.
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Bei der Eiablage, welche nicht im Wasser oder direkt am Wasser erfolgt, sondern in ausgetrockneten Bereichen des Gewässers, bohrt sich das Weibchen bis zum Anschlag, also bis zu den Hinterflügeln, in den Grund.
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Das Männchen bei einer kurzen Rast - bezüglich Verwechslungen mit der etwa gleichgroßen und recht häufigen Herbst-Mosaikjungfer muss man auf den Thorax achten. daran lässt sich die Art recht deutlich erkennen. Übrigens: Wenn das Wetter länger kühl ist wird der Thorax immer blauer...
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Das Weibchen nach der Eiablage. Lustig: Wenn es so sitzt wird es von patrouillierenden Männchen nicht entdeckt. Diese scheinen auf Bewegung zu reagieren.
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Zuletzt geändert von Frederik f56 am 26. Aug 2010, 11:50, insgesamt 1-mal geändert.
läuft?..................LÄUFT!!! Immer gutes Licht Euch allen!
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Beitragvon EricJ » 25. Aug 2010, 10:52

Hallo Frederik,

Glückwunsch zum Fund und den tollen Aufnahmen,
besonders schön finde ich das Paarungsrad.

Danke für deinen Mühen,
scheint ja geklapt zu haben heute mit dem Dokumentarischen. :)
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Beitragvon daseff » 25. Aug 2010, 11:06

Hallo Frederik,

danke für die schönen Bilder und den interessanten Text! Hat Spaß gemacht zu lesen und war sehr informativ.
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Beitragvon joerg,w » 25. Aug 2010, 13:11

Hi Frederik,
na das nenn ich ja mal ein Leckerli. Das sind ja Traumaufnahmen der Affinis ich kann nicht sagen was mir am besten gefällt weil sie sind alle für sich super sind.
Danke für Info und Augenschmaus.
Gruß Jörg
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Beitragvon Moor fan » 25. Aug 2010, 16:56

Hallo Frederik,

ich kann mich garnicht sattsehen an Deinen wunderbaren Aufnahmen von A. affinis ! Übrigens eine Art, die ich noch nie beobachten durfte, geschweige vor die Linse bekommen habe. 20 km südlich von hier ist sie schon gesichtet worden und ich vermute, dass sie im nächsten Jahr nördlich von Bremen erscheint (hoffe ich jedenfalls).
Vielen herzlichen Dank für diese tollen Fotos und die ausführlichen Informationen.

Liebe Grüsse, Karl
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Beitragvon Magdalena Schaaf » 25. Aug 2010, 17:33

Hallo Frederik,

tolle Bilder!
Da werde ich ja fast ein klein wenig neidisch auf Fund und Bilder.
Vor allem das Paarungsrad ist spitze!! (Paarungsräder von Großlibellen finde ich mit am schwersten zu Fotografieren, sind sie doch immer gleich weg)

Danke für die schöne Doku,
liebe Grüße,
Madgalena
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Beitragvon der_kex » 25. Aug 2010, 22:38

Hallo Fred,
das ist eine inhaltlich sehr beeindruckende und von der Bebilderung her absolut umwerfende
Dokumentation!!! Ich war ja schon glücklich über den Einzelfund, aber diese komplette Beschreibung
ist wirklich der Hammer!
Meine Begeisterung kennt keine Grenzen!

Liebend gerne würde ich das Weibchen und das Paarungsrad in die AG aufnehmen ... geht das offiziell
auch über den Doku-Channel oder sollte ich dich um ein Link im Artenportal bitten? Weiß das nicht so recht.

LG Christian
Liebe Grüße,
Christian
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Beitragvon Jürgen Fischer » 25. Aug 2010, 22:43

Hi Christian,

bitte ihn doch mal .........!


Und Fred:

Das sind saustarke Aufnahmen!! Die Libelle ist wunderschön und genauso bringst du sie auch rüber!

Dazu die umfassenden Infos!

Klasse!

Die Art wurde heuer auch zum ersten Mal im kalten Fichtelgebirge gesichtet, ich hab sie leider noch nicht gesehen und muss mir (und das mach ich gerne!!) bis dahin deine Superaufnahmen anschauen!


LG Jürgen
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Beitragvon der_kex » 25. Aug 2010, 23:03

OKOK ...:

Bitte, lieber Fred, sei doch so lieb und stell uns ein klitzekleines link ins Artenportal ... :give_rose:
wir von der Libellenfraktion würden dir auch an die Gurgel gehen ... äh nein, :swoon: ...
um den Hals fallen meinte ich :friends: und wenn nicht, dann erst an die Gurgel :pardon: ... sozusagen!
... nasiewissenschonwaszutunist. :mail1:

LG Christian
Liebe Grüße,
Christian
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Beitragvon mescamesh » 26. Aug 2010, 14:17

Hallo,

superklasse Doku in 1A-Quali! Auch danke für die AG....


LG
Stevie
Gruß
Stevie

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