zum angetackerten Beitrag MPE 65 von Knut

Balgengeräte, Zwischenringe, Nahlinsen etc.
Anja
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Beitragvon Anja » 27. Nov 2007, 10:38

Ich kenne pbase nicht, denke aber, daß die meisten Fotos die mit dem MP-E möglich sind auch mit dem Kit in Retrostellung machbar sind, gerade, wenn es so unbewegliche Objekte wie Kristalle sind.
Die laufen ja nicht weg wenn man die Blende und Belichtung voreinstellt.
Wenn du bei mir unter alle Bilder schaust findest du auch einige Beispiele unter den älteren Bildern die Retro fotografiert sind, ich denke die kommen schon an die Möglichkeiten des MP-E ran.
Aber wenn du die Möglichkeit hast, es 14Tage auszuprobieren würde ich das auf jeden Fall machen, komfortabeler ist es mit Sicherheit.
Ich bin gespannt auf deinen Bericht.
LG Anja
mayuka2
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Beitragvon mayuka2 » 24. Dez 2007, 11:20

Hallo Leute.

Wie versprochen ein kleiner Erfahrungsbericht zum MP-E.

Probleme beim Scharfstellen
Das MP-E 65 Makro ist nicht einfach zu handhaben. Es gibt nur einen Einstellring mit dem man ausschließlich die Vergrößerung zwischen 1x und 5x einstellen kann. Einen Fokusring zum Scharfstellen der Schärfeebene gibt es nicht. Hier kann nur der Abstand vom Motiv zum Objekt manuell verringert oder vergrößert werden. Da bei solch hohen Vergrößerungen bereits ein Millimeter zu viel sein kann, empfiehlt sich ein Makroschlitten. Ohne diesen macht das Objektiv nicht viel Spaß, da man wegen der geringen Schärfentiefe zudem meist sowieso "stacken" muss, für den ein Makroschlitten wohl unabdingbar ist, denn so feine Abstände bekommt man nicht manuell hin, wie ich selbst feststellen durfte. Also wird wohl demnächst der Kauf eines Makroschlittens anstehen.

Probleme mit dem Stativkopf
Auch sollte man einen guten Kugelkopf einsetzen. Mein (relativ billiger) Slik-Stativkopf kann das Gewicht MP-E + Ringblitz nicht mehr halten und neigt sich bei Schrägstellung langsam nach unten.

Das liebe Licht
Bereits ab 3x wird der Sucher recht dunkel, so dass man das Objekt mit einer Taschenlampe anleuchten sollte oder das Hilfslicht des Ringblitzes (sofern vorhanden) nutzen kann. Tageslicht kann man in den meisten Fällen nicht verwenden, da der Abstand vom Motiv zum Objektiv sehr gering ist und es bereits bei 2x Abschattungen vom Objektiv geben kann.

Live View einiger moderner DSLRs ist für dieses Objektiv nur bis etwa 3x sinnvoll, darüber wackelt das Bild zu stark. Hier empfiehlt sich vielleich ein Winkelsucher, damit man sich im Feld nicht so sehr verrenken muss. Allerdings wird dann das geringe Licht wieder ein Problem.

staubige Angelegenheit
Ein weiteres Problem ist der Staub. Durch die Vergrößerung im Objektiv ergibt sich eine extrem hohe effektive Blende, die bereits kleinste Staubkörner auf dem Sensor sichtbar macht. Die effektive Blende hängt von der wirksamen Öffnung und der Vergrößerung ab. Laut Handbuch ergibt sich so eine effektive Blende bei 3x und f/8.0 von 32 und bei 5x f/16 eine von 96! Meine 40D verhält sich hier viel besser als die 400D, die bereits wenige Wochen nach Kauf gesäubert werden musste. Die Konstruktion des Objektivs (der Tubus fährt raus und rein) fördert wahrscheinlich eine Staubansammlung in der Kamera noch zusätzlich, so dass man nach Gebrauch die Kamera mit einem kleinen Blasebalg durchpusten sollte. Eine Nassreinigung des Sensors ist aber nicht oft notwendig.

Sonstiges
Negativ anzumerken ist, dass zusammen mit einem Ringblitz kein Filter und kein Deckel vors Objektiv geschraubt werden kann. Die Verwendung eines Blitzgerätes ist sehr zu empfehlen. Hierbei sollte entweder ein Ringblitz oder ein entfesselter "normaler" Blitz benutzt werden. Die Handhabung eines entfesselten Blitzes ist relativ schwierig, da man den Blitz schräg direkt vor das Objektiv halten muss. Freihand-Aufnahmen sind damit nicht möglich, aber Aufnahmen im Labor sehr wohl.

Beugungsunschärfen
Die Beugungsunschärfe spielt bei diesem Objektiv eine große Rolle. Je nach Vergrößerung setzt die Beugungsunschärfe früher oder später ein. Folgende Tabelle gibt einen kleinen Eindruck, ab wann mit Beugungsunschärfe gerechnet werden sollte.

Vergrößerung max. empfohlene Blende
1x 13
2x 11
3x 8
4x 7.1
5x 5.6

Fazit
Trotz dieser vielen Einschränkungen liefert das MP-E 65 Makro-Objektiv wunderbare Ergebnisse. Jedoch erfordert es sehr viel Geduld, Übung und letztlich auch Geld. Mit der alleinigen Anschaffung des MP-Es wird man nicht glücklich werden. Ein ordentlicher Makroschlitten ist für das Benutzen schon recht wichtig. Ohne einen guten Stativkopf ist die Konstruktion am Stativ sehr instabil. Gerade im Feld ist auch ein Ringblitz sehr zu empfehlen.

Übrigens habe ich zuhause mit längeren Belichtungszeiten und ohne Blitz experimentiert. Zumindest bei 4x kann man (wenn man sich im Hintergrund ruhig verhält) durchaus 5 Sekunden lang belichten, ohne dass Verwacklungsunschärfen auftreten.

Tja. Nun steht dem Abfotografieren meiner kleinen Insektensammlung eigentlich nicht mehr viel im Wege. Ich habe mal ein Beispielbild angehangen. Hier musste ich noch manuell "stacken". Ich verwende einen Macintosh und hier läuft keine Stacking-Software drauf. Vielleicht habe ich auch nur noch keine gefunden. Vielleicht weiß jemand hier im Forum Rat.
Dateianhänge
Kamera: Canon 40D
Objektiv: MP-E 65 bei 4x
Belichtungszeit: 1/250
Blende: 8
ISO: 200
Beleuchtung: Ringblitz
Bildausschnitt ca.: 1:1
Stativ: JA
pic1.jpg (214.05 KiB) 3403 mal betrachtet
pic1.jpg
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Beitragvon mayuka2 » 24. Dez 2007, 11:31

So. Hier noch ein Beispielbild eines Marienkäfers mit einem entfesselten 430EX-Blitz, den ich schräg vor das Objektiv gelegt habe. Der Blitz hatte noch so eine Soft-Bouncer davor. Die Aufnahme wurde bei etwa 4,5x gemacht mit Blende 16. Es wurde leicht nachgeschärft. Bei solchen Vergrößerungen sieht man sogar leichte Verletzungen am Panzer des Marienkäfers. Dabei habe ich den sehr behutsam behandelt.
Dateianhänge
Kamera: 40D
Objektiv: MP-E 65 bei ~4,5x
Belichtungszeit: 1/250
Blende: 16
ISO: 200
Beleuchtung: entfesselter Blitz
Bildausschnitt ca.: 1:1
Stativ: JA
pic2.jpg (103.88 KiB) 3402 mal betrachtet
pic2.jpg
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Beitragvon mayuka2 » 24. Dez 2007, 11:36

Hier noch ein Bild (100% Crop) ohne Blitz. Das Auge eines Junikäfers bei 5x Vergrößerung und Blende 11, ganz wenig nachgeschärft. Ich habe den Käfer von der Seite mit einer Taschenlampe angeleuchtet und 4 Sekunden belichten lassen.
Dateianhänge
Kamera: 40D
Objektiv: MP-E 65 bei 5x
Belichtungszeit: 4 sec
Blende: 11
ISO: 400
Beleuchtung: Taschenlampe
Bildausschnitt ca.: 100% Crop
Stativ: JA
pic3.jpg (106.48 KiB) 3402 mal betrachtet
pic3.jpg
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Beitragvon claus1958 » 28. Dez 2007, 14:29

Danke für den informativen Beitrag !

LG Claus
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Beitragvon Canonator » 19. Mär 2008, 20:46

Hallo Knut,

vielen Dank für den tollen Erfahrungsbericht!

Mir sind nach etwas Zeit mit dem MP-E noch ein paar Sachen aufgefallen, die ich noch zu dem Bericht ergänzen will:


-Der Stativeinsatz ist recht gewöhnungsbedürftig. Durch den extrem dünnen Schärfebereich, muss man viel umfangreicher, dafür aber in viel kleineren Bereichen feinfühlig ausrichten. Das geht NUR dann, wenn man einen absolut stabilen Stativkopf besitzt. Mein Stativkopf von Manfrotto ist nicht geeignet. Fürs 105er Sigma reicht er völlig. Beim MP-E aber verzweifelt man: stelle ich den Bildausschnitt perfekt ein, klemme den Kopf fest und lasse los, wandert das Motiv sofort aus dem Sucherfeld-total zu Vergessen….man braucht unbedingt einen Kopf, der sofort die Kamera-Objektiv-Blitz-Kombi bombenfest arretiert, sonst macht’s keinen Spass.


-Außerdem benötigt man bei Stativeinsatz unbedingt einen Einstellschlitten, sonst kann man überhaupt nicht scharf stellen.


-bei großen Abbildungsmaßstäben ist es zunehmend ein Problem, das Motiv überhaupt im Sucher zu finden. Selbst wenn sich das Motiv direkt vor der Frontlinse befindet, sucht man oft lange im Trüben hin und her, bis dann plötzlich das Motiv super vergrößert im Sucher aufploppt. Ich bin da schon ein paar Mal erschrocken, wenn einen plötzlich zwei Glupschaugen einer Spinne direkt anschauen. Das liegt sicherlich am hauchdünnen Schärfebereich der sehr diffizil zu treffen ist.


-je größer der Abbildungsmaßstab gewählt wird, desto mehr sieht man den Sensor-Dreck auf den Bildern. Ist zwar nicht weiter tragisch (kann man ja wegstempeln), ist mir aber halt aufgefallen. In hellen Bildpartien kann dieser Effekt allerdings schon ziemlich extrem sein.



...an Sonsten wurde von Knut praktisch bereits Alles Wissenswerte über das Objektiv gesagt...


MfG,
Matthias
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Beitragvon mayuka2 » 24. Mär 2008, 11:47

Hallo.

Ich habe noch eine kleine Frage zum MP-E und Stacking. Ich habe ja nun endlich den Novoflex Castel Q bekommen, jedoch bin ich mir nicht sicher, wieweit ich jeweils drehen muss, damit die Ebene beim Stacken noch scharf ist.

Angenommen ihr fotografiert bei 3:1 und Blende 8, wieviel Umdrehungen am blauen Rad des Makroschlittens macht ihr, um die nächste Schärfeebene zu fotografieren? Da gibts doch sicher einen ungefähren Richtwert oder?
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Beitragvon Knut » 24. Mär 2008, 22:05

Hallo Monika,

kannst Du nicht für Themen/Fragen, die nur bedingt mit dem Ursprungsartikel zu tun haben, einen eigenen Thread öffnen. Die Detaileinstellungen beim Stacking mit einem Novoflex sind IMO hier schon sehr speziell und daher etwas off topic.

Zu deinem Erfahrungsbericht:
Zumindest für die 5D sind meine Erfahrungswerte hinsichtlich der Blende andere:
1:1 und 2:1 = 16
3:1 = 11-13
4:1 = 9-11
5:1 = 9
Hier mag sich aber auch der Unterschied Vollformat vs. Crop niederspiegeln.
Bezüglich des Blitzes würde ich (sofern die finanziellen Möglichkeiten bestehen) auf jeden Fall den MT-24EX einem Ringblitz vorziehen, da die Lichtgestaltung wesentlich flexibler ist.
Als reiner Freihandfotograf kann ich natürlich auch den Ausführungen zum Stativ bzw. Schlitten nur bedingt zustimmen. Es geht definitiv auch ohne, aber erfordert schon sehr viel Übung und setzt dann auch zwingend den Blitzeinsatz voraus.
Was mir an Deinem Bericht absolut nicht gefällt sind die Bilder, da sie nur tote Tiere zeigen. IMO sollten solche Bilder hier nicht zur Schau gestellt werden. Dies war meines Wissens auch mal Forumkonsens?!

(Ich habe im Moment nicht die "Meckerkappe" auf und die Kommentare sind auch nicht persönlich gemeint. Vielmehr wollte ich grade von einem anderen Forum aus auf diesen Thread verweisen und dabei sind mir die angesprochenen Punkte aufgefallen)

Gruß
Knut
aktuelle Makroausrüstung: Canon 5D, MP-E 65 Lupenobjektiv, Tamron 90/2.8, MT-24ex Makroblitz, Zörk Macroscope, Kenko 1.4 Telekonverter

http://www.insektenmakros.de
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Beitragvon Werner Buschmann » 26. Mär 2008, 20:27

@ all

Habe die Beiträge zur angetackerten Info von Knut zum MPE 65
vom Originalthread getrennt.

Der Originalthread geht sonst in den vielen Beiträgen unter.

Werner
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Liebe Grüße, passt auf Euch auf und vergesst das Lächeln nicht!
Werner
5 :Stern: ist mein Maximum bei einer Rückmeldung.
Meine Sternebewertung beziehen meine Bewertung immer auf die Gesamtheit der
im Forum gezeigten Bilder.

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