Hallo zusammen,
nachdem wir kürzlich hier das Thema "optimale Belichtung" eingehend besprochen haben, mal ein Beitrag zu einem
Thema was v.a. in der Landschaftsfotografie oft Probleme macht: Was tun, wenn der Dynamikumfang der Kamera
für die Szene einfach nicht ausreicht (also das Histogramm links UND rechts anschlägt) ?
Entweder: man belichtet so, dass die Bild-wichtigen Teile korrekt belichtet sind und lebt damit, dass andere Teile
ausgefressen und/oder abgesoffen sind (siehe Anselm Adams).
Oder: man macht mehrere Belichtungen, so dass möglichst jeder Bildteil auf einer der Aufnahmen korrekt
belichtet ist, und baut sie per HDR-Software nachher zu einem durchgehend korrekt belichteten Bild zusammen.
Es geht mir hier also nicht um die quietschebunten "typisch HDR"-Bilder, sondern nur um eine Möglichkeit,
die technischen Grenzen des Sensors auszuhebeln. Für Quietschbunt ist SNS-HDR eher nicht zu gebrauchen.
Nachdem ich hiereinen Kurztest von 20(!) verschiedenen HDR-Programmen gefunden habe (es gibt noch mehr...),
bin ich bei diesem Programm hängengeblieben. Hier also ein Kurz-Review und ein Beispiel dazu:
Pro's:
- erzeugt qualitativ sehr gute Ergebnisse, die im ersten Anlauf (ohne Nachregeln) meist schon sehr natürlich wirken
(dazu nehme ich - naheliegenderweise - als Ausgangspunkt meist den Preset "Natural")
- produziert kaum Halos oder andere Artefakte, es sei denn man übertreibt es extrem mit den Einstellungen
- hat einen simplen Workflow: die (typischerweise drei) Belichtungen als TIFF oder RAW öffnen, Preset auswählen,
bei Bedarf an den Reglern rechts etwas nachstellen, speichern. Andere Software bietet zig verschiedene Tone-
Mapping-Verfahren, diese hier nur eines - aber das funktioniert einfach gut.
- Das Ausrichten von Freihand-Belichtungsreihen klappt sehr gut - für mich wichtig, da ich irgendwie immer auf
HDR-trächtige Szenen stoße, wenn ich gerade kein Stativ dabei habe (das Beispiel unten ist auch Freihand gemacht).
- Das "De-Ghosting" funktioniert auch recht gut (Unterdrückung von Elementen, die sich zwischen den einzelnen
Belichtungen in der Szene bewegt haben; v.a. bei HDR's mit Wasser immer problematisch
- Arbeitsgeschwindigkeit: das Laden und vorbereiten der Bilder braucht zwar 1-2 Minuten, die eigentliche Bearbeitung
geht aber nahezu in Echtzeit (andere SW braucht nach jedem Regler-schieben einige Zeit, um die Auswirkung
darzustellen, was ich sehr hinderlich finde)
- Kompatibilität: Das wollte ich erst als Contra schreiben - die RAWs meiner 70D konnte das Programm erst mal nicht
verarbeiten. Da es aber mit dcraw arbeitet, braucht ich mir davon nur die neueste Version herunterladen und in
das Programmverzeichnis kopieren, und damit funktionieren jetzt auch die neuen RAWs. (Download hier)
- Preis: Die Vollversion für Nicht-kommerziellen Einsatz kostet gerade mal 30 €
Contra's:
- Eine Option, die leider fehlt, ist die Korrektur von CA's. Da die bei Bildern mit meinem Sigma-Reisezoom aber immer
recht präsent sind, geht aber dann folgender Workflow: Die Belichtungen in Lightroom öffnen, NUR die CA-Korrektur
anwenden und sie dann als 16bit TIFF speichern. Diese dann statt der RAWs in SNS-HDR laden.
- wesentlich weniger Optionen als z.B. Photomatix (was kein Nachteil sein muss, dafür ist es auch einiges günstiger)
Fazit:
Wer natürlich wirkende HDR-Bilder entwickeln möchte, sollte sich das Programm auf jeden Fall mal ansehen. Gerade das
Fehlen von "1000 Möglichkeiten" macht den Einstieg in die HDR-Welt recht einfach, denn es liefert "aus dem Stand"
brauchbare Ergebnisse.
Download 30-Tage-Testversion: hier, Homepage mit Support-Forum hier.
lg, Frank
Test/Tipp: SNS-HDR Home
- Frank Ingermann
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-
- Hier die Ausgangsbilder, jeweils mit Histogramm und der Über/Unterbelichtungsanzeige von RawDigger.
Die Aufnahmen sind im Eingang einer Messalit-Höhle in (natürlich :) ) Marokko gemacht, mich hat die
Struktur der Felsen gereizt. Wie man sieht war eine korrekte Belichtung mangels Kamera-Dynamik
"in einem Bild" nicht machbar, also eine klassische -2EV/0EV/+2EV HDR-Belichtungsreihe gemacht
-INTERN- - Ausgangsbilder.jpg (405.32 KiB) 1368 mal betrachtet
- Hier die Ausgangsbilder, jeweils mit Histogramm und der Über/Unterbelichtungsanzeige von RawDigger.
-
- Die Benutzeroberfläche von SNS-HDR ist recht aufgeräumt. Links eine Liste von Presets, die
man auch einfach durch eigene Ergänzen kann. Darunter die Möglichkeit, die Gradationskurve
einzustellen (funktioniert genau wie in Ps). Auf der rechten Seite die Regler, um das
Tonemapping sowie Helligkeit/Kontrast zu beeinflussen. Klickt man das "H" an, wirken sich
die Änderungen nur auf helle Bildteile aus - nicht sehr "advanced", aber funktioniert ganz gut.
-INTERN- - SNS_HDR_GUI.jpg (379.59 KiB) 1368 mal betrachtet
- Die Benutzeroberfläche von SNS-HDR ist recht aufgeräumt. Links eine Liste von Presets, die
-
- Die End-Bearbeitung in Lightroom: hier kann man noch letzten Feinschliff machen, z.B.
habe ich die Tiefen noch weiter angehoben um im dunklen Höhlenbereich links mehr
Details hervorzuholen. Das ist sicher Geschmacksache... mir gefiel es so halt besser.
-INTERN- - EndbearbeitungLightroom.jpg (293.4 KiB) 1368 mal betrachtet
- Die End-Bearbeitung in Lightroom: hier kann man noch letzten Feinschliff machen, z.B.
-
- Schließlich das fertige Bild - der gesamte Workflow dauert zwischen 5 und 10 Minuten pro
Belichtungsreihe (wenn man nicht zwischendurch ständig Bildschirmfotos macht).
Ob man das Ergebnis hier jetzt "natürlich" findet oder nicht - es entspricht in etwa dem, wie
ich es vor Ort gesehen habe, damit passt's für mich.
Habe das gleiche Bild auch u.a. mit Nik HDR Effex und Photomatix versucht, das sah im
Vergleich beides sehr künstlich aus (bei Photomatix fehlt mir aber womöglich nur die Geduld,
die ganzen Methoden alle durchzuprobieren...).
-INTERN- - GrottesMessaliteHDR.jpg (450.68 KiB) 1368 mal betrachtet
- Schließlich das fertige Bild - der gesamte Workflow dauert zwischen 5 und 10 Minuten pro
Zuletzt geändert von Frank Ingermann am 8. Dez 2014, 00:44, insgesamt 2-mal geändert.
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Moin Frank,
macht einen guten Eindruck. Ich würde aber nicht so gleichmäßig bearbeiten.
Für meinen Geschmack wirken stärkere Schatten mit ein paar abgesoffenen
Bereichen bei so hartem Sonnenlicht realistischer.
Gruß
Uwe
macht einen guten Eindruck. Ich würde aber nicht so gleichmäßig bearbeiten.
Für meinen Geschmack wirken stärkere Schatten mit ein paar abgesoffenen
Bereichen bei so hartem Sonnenlicht realistischer.
Gruß
Uwe
Wer kritisch Bilder löscht, steigert die durchschnittliche Qualität seiner Bildersammlung
Die Größe des Weltalls wird nur durch die Größe der menschlichen Dummheit übertroffen
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