Beitragvon maik » 17. Jun 2005, 20:11
Noch ne Anmerkung zum Thema Backup, da ich in der Softwareindustrie arbeite und da so einiges schon erlebt habe.
Eine einzige Kopie der Dateien z.B. auf einer zweiten Festplatte ist keine Datensicherung. In dem Moment, wo das Hauptmedium versagt, existieren die Daten plötzlich nur noch an einer einzigen Stelle. Wenn dann noch was zusätzlich schief geht, z.B. wenn eigentlich nicht die Platte kaputt ist sondern der Controller und der dann auch die zweite Platte schrottet, dann ist das Resultat kompletter Datenverlust.
Außerdem kann man sich mit nur einer Kopie nicht gegen schleichende Fehler absichern. Wenn man erst nach 10 Tagen merkt, daß man versehentlich was gelöscht hat, und dazwischen war dann wieder ein "Backup" auf die zweite Platte, dann gibt es keine Kopie der verlorenen Daten mehr.
Eine Backup-Strategie muß immer darauf ausgelegt sein, die Daten nie zu verlieren. Die Situation, daß größere Mengen wichtiger Daten nur an einer einzigen Stelle noch existieren, darf dabei niemals vorkommen. Das geht nur mit wechselbaren Datenträgern, die jeder für sich billig sind. Ich benutze wie beschrieben DVDs, und dann auch immer gleich mehrere, für Daten, die sich nicht mehr ändern, und die laufenden passen bei mir auf ein 12GB-DAT-Band. Das wird jeden Tag gewechselt, und an einem bestimmten Wochentag wird noch zusätzlich alteriert, also Schema A B C A B C D A B C A B C E. Damit stehen auch zwei Wochen alte Stände noch zur Verfügung. Und alle 3 Monate nehme ich ein Band, das dann in einem anderen Gebäude deponiert wird.
Das ist dann von der Strategie her schon relativ nah an dem, was man in Rechenzentren macht. Dort sind bloß teurere Bandtypen und Wechselroboter im Einsatz, die privat sich nicht rentieren. Aber ein 20GB-DAT-Laufwerk kann man sich gebraucht für ein paar Euro besorgen. Die Bänder ebenfalls.
Ich höre, wenn ich sowas erzähle, meistens das Argument, die Festplatten heute seien so groß, daß man sie fast nur noch mit Festplatten sichern kann. Das gilt aber nur, wenn sich der Datenbestand auf den Festplatten auch dauernd komplett verändert. Man kann ja per Software durchaus die veränderlichen von den konstanten Daten trennen.
Wie auch immer, legt Euch eine ordentliche Backupstrategie zurecht. Daß mit dem Zwei-Festplatten-Verfahren bislang nichts verloren gegangen ist, ist kein Argument. Die Fahrlässigen müssen bei Backups immer erst den GAU erleben, bevor sie es richtig machen. Irgendwann geht es bei jedem schief, alles nur eine Frage der Zeit. Ich kannte mal jemandem, der hat mit so einem Prinzip plötzlich 5 Jahre Arbeit an einem Buch verloren. Bis dahin hatte er meine Ratschläge ignoriert und fühlte sich mit seiner "Strategie" sicher. Dann fiel das Laptop runter, die Platte war hin, und beim letzten Kopieren hatte er sich leider unbemerkt verklickt und es war nur Müll übrig. Heute hat er gleich zwei verschiedene Bandlaufwerke :-)
Zum Backup gehört übrigens auch das Recovery. Wenn man nie ausprobiert hat, ob die Sicherung sich auch zurückspielen läßt, kann man es gleich bleiben lassen.
Maik