irgendwann trifft's jeden: der alte Windows(*)-PC taugt nicht mehr:
zu langsam, zu klein, das Betriebssystem wird nicht mehr unterstützt
oder schlimmstenfalls ist die Kiste ganz einfach kaputtgegangen.
(*) das Folgende bezieht sich nur auf Windows, von Macs habe ich nicht viel Ahnung.
(Bitte an die Apple-Fanboys: spart Euch Spitzen bzgl. "auf Mac ist das alles viel einfacher",
im Detail steckt sicher auch da der Teufel - spätestens in der DSGVO)
Da kann man noch so viele Backups machen - irgendwann steht der neue PC da,
und der soll mindestens wieder das gleiche tun wie der alte (nur natürlich schneller!).

Da ich das gerade hinter mir habe, hier ein kleines Plädoyer und ein paar praktische Tipps dazu.
Haupt-Plädoyer:
Macht Euch Gedanken darüber und PLANT und MACHT so einen Umzug, SO LANGE DER ALTE PC noch FUNKTIONERT!
(ist der alte schon kaputt, wird alles ungleich schwieriger bis z.T. unmöglich!)
Ausgangssituation:
Mein "Alter" hat mir über viele Jahre (ca. 6-7) treue Dienste geleistet, aber:
- zu langsam (Hauptproblem: nur 12GB RAM und die neue Kamera mit 30MPix RAWs)
- zu klein (die anfangs "total überdimensionierten" Festplatten sind irgendwann alle randvoll)
- Hardware-Nachrüstung wäre bei den Festplatten noch gegangen, aber mehr als 12GB RAM
passen einfach nicht auf das alte Mainboard. Schnellere CPU nachrüsten ging auch nicht.
- veraltete Schnittstellen (nur USB 2.0, Festplatten nur über alten SATA-Anschluß,
kein Steckplatz für die aktuellen RICHTIG schnellen M.2-PCI-SSDs)
- Windows 7 läuft zwar noch, bei neuerer Zusatz-Hardware gibt es aber schon Treiber-Probleme (z.B. Loupedeck+)
- Windows 7 ist abgekündigt, nächstes Jahr läuft der Support von Microsoft aus.
d.h. ab da gibt es keine Sicherheit-Updates mehr, und auch viele "Drittanbieter"
wie Adobe werden in ihren kommenden Softwareversionen Win7 wohl irgendwann nicht
mehr unterstützen. Wann genau? Man weiß es nicht... aber das wird definitiv kommen.
Nachdem ich den Neukauf schon (zu) lange vor mir hergeschoben hatte, war es dann kürzlich doch so weit:
Der neue PC steht da, mit Windows 10, 32GB RAM und "total überdimensionierter" 10TB-Festplatte

Wat nu?
Die "wichtigen" Dateien des alten PCs habe ich immer schon brav auf mehreren externen
Festplatten gesichert, aber genau da fängt es schon an:
Welche Dateien sind "wichtig"? Wo liegen die? Und: Wie bekomme ich das heraus???
Um das hier einigermaßen überschaubar zu halten, das ganze mal in Themen-Gruppen:
a) Software
- die gesamte Software, "die man so braucht", auf dem neuen System installieren, idealwerweise in der jew. aktuellen Version.
Die muss man erst mal ausfindig machen und herunterladen, was bei meiner DSL-Leitung alleine schon ziemlich lange gedauert hat
(da ich sehr viel mit dem PC mache - Bildbearbeitung, Programmieren, Webseiten, GPS usw. usw. ist die Liste bei mir allerdings
auch sehr lang... man glaubt gar nicht, wie viele Puzzle-Teile so ein System nach einigen Jahren Arbeitseinsatz ausmacht!)
b) Lizenzen
- die meiste gekaufte Software will auf dem neuen System erst mal wieder lizensiert werden (Ps, Lr z.B.),
oft braucht man dazu auch Links, die einem beim Kauf per Email zugeschickt wurden. Darum braucht man
vom alten PC meist einige Emails (s.u.), eventuell auch daran hängende Lizenz-Dateien.
Zumindest die Login-Daten beim jew. Anbieter braucht man fast immer, wenigstens die eigene "damals"
verwendete Email-Adresse. So kommen wir zu...
c) Emails
(ist der alte PC schon "Fritte", hat man hier u.U. schon ein größeres Problem!)
Für Thunderbird gibt es ein praktisches Umsonst-Programm namens "MozBackup" (Moz wie Mozilla).
Damit lassen sich alle Emails samt Konten-Einstellungen, Mail-Filtern und Anhängen auf dem "Alten"
in eine einzige Datei sichern, die man auf dem "Neuen" mit dem gleichen Programm wiederherstellen kann.
Mit dem gleichen Tool lassen sich auch Firefox-Lesezeichen übertragen.
d) Dateien
- die Dateien (Fotos, Quelltexte, Musik, Datenbanken, GPS-Tracks etc. pp.) müssen rüber auf den neuen PC
das geht auf X verschiedenen Wegen, die üblichsten in Kürze:
- Dateien über's Heim-Netzwerk von "Alt" auf "Neu" kopieren
(das klingt einfacher als es ist, wenn man von Win7 auf Win10 migriert, und dauert EWIG)
- Dateien vom "Alten" per USB auf eine externe Festplatte kopieren, auf dem "Neuen" dann wieder zurück
(geht einfacher als per Netzwerk, dauert aber ggf. auch sehr lange)
- Die Festplatte aus dem "Alten" ausbauen und temporär in den "Neuen" einbauen und die Daten innerhalb des PCs direkt von Festplatte zu Festplatte kopieren
(geht mit Abstand am Schnellsten, wird sich ein Normal-Anwender aber kaum zutrauen)
e) Einstellungen
Dieser "kleine" Punkt wird gerne übersehen oder unterschätzt: auf dem Alten hat man seine
(Software-)Werkzeuge im Laufe der Jahre eingestellt und konfiguriert, um sie an die eigenen
Bedürfnisse anzupassen.
Installiert man die Software auf einem neuen System, ist sie erst mal wieder blank und auf "Werkseinstellung"
- Presets und Aktionen (z.B. in Ps) fehlen, angepasste Menüs und Tastaturkürzel sind weg usw.
Hier wird es mühsam: es gibt zwar für praktisch jede Software Möglichkeiten, diese Einstellungen
auf dem "Alten" zu exportieren und sie in den "Neuen" wieder zu importieren, nur - die sind
von SW zu SW verschieden. Das muss man sich für jede SW ansehen (sprichwörtlich: auf Youtube
findet man dazu viele hilfreiche Videos, oft aber nur in Englisch) und es dann auch tun.
f) Plugins / Addons (und deren Einstellungen)
Für Ps brauche ich z.B. oft den WebSharpener, die NIK Collection und Neat Image.
Nachdem ich Ps auf dem "Neuen" installiert hatte, fehlten die natürlich erst mal alle.
WebSharpener war kein Problem, die paar Einstellungen waren schnell neu erstellt.
Die Emails zum Kauf bzw. letzten Update für NIK und Neat Image (siehe c) ) dazu hatte ich
noch, so konnte ich sie wenigstens neu installieren + freischalten. Die Einstellungen dazu
mache ich lieber neu (die waren auch nicht so wichtig).
g) der "schmutzige Rest"
Dazu zählt bei mir:
- Software, die ich ewig nicht mehr gebraucht habe - die wird erst mal nicht neu installiert
- Software, die unter Win10 einfach nicht mehr läuft. (darum "schmutzig": wenn man das erst merkt,
nachdem der "Alte" schon über die Wupper ist, kann es auch übel werden...)
Bei mir war es vor allem Corel Draw: meine (gekaufte) X3-Version lässt sich unter Win10 partout
nicht mehr installieren. Hier überlege ich, ein Upgrade auf eine Win10-fähige Version zu kaufen,
oder auf kostenlose Alternativen umzusteigen (Scribus für DTP / InkScape für Vektorgrafiken).
Hier muss man die Kosten für ein Upgrade gegen die Lernkurve aufrechnen, die es braucht um sich
in eine neue Software einzuarbeiten - der dann evt. dringend gebrauchte Funktionen der alten fehlen.
h) Karenzzeit
Diese Zeit sollte man den "Alten" PC noch am Leben halten, während man mit dem "Neuen" schon arbeitet.
Mir fallen täglich noch neue Programme/Einstellunge/Addons auf, die ich auf dem "Alten" hatte unddie mir
auf dem "Neuen" jetzt erst mal fehlen - gut, wenn man den "Alten" noch mal starten kann um da nachzusehen!
Fazit
Inzwischen läuft der "Neue" sehr gut, die ganze Umzugs-Aktion hat mich allerdings auch einige Tage an Zeit gekostet.
(ich bin als "Multi-Power-User" sicher ein Extremfall, aber im Kleinen betrifft das jeden PC-Umzug)
Effektiv am längsten hat das Umkopieren der großen Datenmengen gekostet - aber das kann
man ja über Nacht laufen lassen (Tipp: nicht über den Explorer solche Datenmengen kopieren! Robocopy hilft.)
Gefühlt hat das Neu-Installieren und -Lizenzieren und -Konfigurieren von "Allem" viel länger gebraucht,
denn das geht nicht auf "Knopfdruck", da muss man evt. viel nachlesen und "Hand anlegen".
Und ehrlich: Ein Normal-Anwender bekommt das alleine kaum hin, spätestens beim Umbau von Festplatten hört
es für die allermeisten auf - aber auch wenn man den "langsamen" Weg über externe Festplatten geht, muss
man sich Gedanken machen, was man denn alles übertragen muss/möchte.
darum noch mal:
Macht Euch Gedanken darüber und PLANT und MACHT so einen Umzug, SO LANGE DER ALTE PC noch FUNKTIONERT!
lg, Frank