RAW Format endlich kennenlernen

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orest
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RAW Format endlich kennenlernen

Beitragvon orest » 6. Sep 2009, 01:54

Irgendwann musste diese Frage kommen. Bitte lacht nicht.

Als ich meine DSLR gekauft habe, wusste ich dass man immer nur RAW Format benutzen soll.

Ich habe meine ersten Fotos immer in RAW gemacht und dann im Olympus Master konvertiert und als JPEG gespeichert.

Danach habe ich auch gelernt dass man die RAW-Fotos im Photoshop öffnen und bearbeiten kann.

Das habe ich auch versucht. Leider kann ich das Foto nach der Bearbeitung nicht ordentlich speichern.

Egal ob bei Olympus Master oder Photoshop CS3.

Nach der Konvertierung zum JPEG gehen viele Details verloren und ich bekomme immer wieder Fotos die ca. 2MB groß sind. Die Ausgangs-RAW-Datei ist aber ca. 9-11Mb groß.

Bei der Konvertierung zum JPEG stelle ich die Qualität abr immer auf 100%. Was ist denn da los?

Nach dieser Erfahrung habe ich dann aufgehört das RAW-Format zu benutzen.

Ich finde es viel besser wenn ich an bei meiner Kamera ein JPEG Format mit Konvertierung 1/2,7 einstellen kann und dann normale JPEGs bekomme die 6-8MB groß sind.

Dann brauche ich nix mehr konvertieren und die Fotos sehen viel besser aus, als die konvertierten RAWs.

Meine 3 Highlights - die konnten viel besser aussehen. Aber nein! Sie sind konvertierte RAW-Dateien die jetzt zu 2MB großen JPEGs geworden sind... So habe ich viele schöne Fotos kaputt-konvertiert.

Seit Herbst 2008 benutze ich NUR JPEG 1/2,7 Format und bearbeite die Fotos bei Photoshop nur manuell und ohne Probleme.

Ich kann bis jetzt keine RAWs bearbeiten und ich kann RAW Format einfach nicht verstehen.
Ich weiß auch nicht was eine "Tonwert-Kurve" bedeutet..
Ich vertraue nur meinen Augen und meinem Gedächtnis. Ich weiß wie das Licht und die Farben waren und so bearbeite ich auch das Foto, damit es natürlicher wird.

Kann mir jemand BITTE endlich erklären, was ich falsch mache bzw. wie man RAW in JPEG so konvertieren kann, dass ich nicht immer diese primitiven 2-3MB JPEGs bekomme?

Ich werde für jeden Tipp bzw. für jede Erklärung unglaublich dankbar!!

Bitte!!!
alamy.com/portfolio/orest
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Beitragvon ULiULi » 6. Sep 2009, 07:10

Hallo Orest
Wenn Du RAW richtig verarbeiten willst, wirst Du das nicht schaffen ohne vorher zu lesen, bzw. zu lernen, was Du da eigentlich tust. RAW bietet eine solche Fülle von Einstellmöglichkeiten, die zunächst einmal verwirrend ist. Wenn Du den Olympus-Master weiter benutzen willst, solltest Du das Handbuch einmal durcharbeiten, damit Du eine Vorstellung davon bekommst, welche Regler was bewirken. Alternativ kannst Du die Hilfe-Funktion benutzen oder sehen, was im Netz vorhanden ist. Oft gibt es Benutzerforen, die weiter helfen können. Wenn Du mit dem Olympus-Master nicht mehr weiter machen willst, kannst Du das kostenlose RAW Therapee 2.4 downloaden. Dazu gibt es auch ein deutsches pdf-Handbuch, welches einen knappen aber guten Einstieg bietet. Außerdem bringt RAW Therapee Ergebnisse, die sich hinter kommerziellen Programmen nicht zu verstecken brauchen.

Dass die Dateigrößen in jpg wesentlich kleiner als in RAW sind, ist völlig normal. Das jpg-Format ist ja im Grunde das Ergebnis eines Komprimierungsvorgangs, ganz ähnlich wie zip. Die Größe von jpgs richtet sich ganz wesentlich nach der Qualitäts-Einstellung. Eine jpg-Datei von 8 MB hat bei 97 % Qualität schon nur noch ca. 5 MB, bei 90 % ca. 2.5 MB und bei 50 % weniger als 1 MB Größe. Dabei wirst Du am Monitor den Unterschied zwischen 100 % und 97 % nicht finden, den zu 90 % musst Du mit der Lupe suchen. Ein 2-3 MB jpg eines 10 Megapixel-Fotos ist also keineswegs "primitiv", sondern sollte schon eine sehr ordentliche Qualität aufweisen.

Die Tonwert-Kurve zeigt die Verteilung der Helligkeitswerte eines Bildes an. Jedes Bild lässt sich in 256 Helligkeitswerte "zerlegen". Dabei ist 0 (Null) schwarz, 255 weiß und alles was dazwischen liegt, grau. Die Tonwert-Kurve lässt sich für die Helligkeit anzeigen und auch für die einzelnen Farbkanäle rot, grün und blau (RGB). Außerdem lassen sie sich innerhalb ihrer Grenzen von 0 bis 255 verändern. So kann der Weiß- und der Schwarzpunkt irgendwo in den Graubereich verschoben werden, was ggfls. verlustfreie Kontrastverbesserungen bringt. Auch kann der Mittelwert verschoben werden, so dass Dein Foto heller oder dunkler wird, ohne dass aus Schwarz hellgrau wird oder helle Werte verschwinden, wie es bei Änderungen der Helligkeit immer oder der Erhöhung des Kontrasts je nach Programm mehr oder weniger geschieht. Eine Tonwert-Korrektur ist ein sehr wichtiges Werkzeug, wenn nicht das wichtigste überhaupt.

Ich komme nun nochmal zu RAW zurück. Der Vorteil von RAW liegt in der größeren Toleranz. Wenn Du z.B. im jpg schon Stellen hast, die eigentlich hellgrau sein sollten, aber schon einen Tonwert von 255 haben, sind sie unwiederbringlich weg. (= "Ausgefressene Lichter" oder "abgesoffene Schatten") In RAW ist hier nicht alles verloren. Die Belichtung lässt sich in gewissem Rahmen noch verschieben oder die Tonwertkurve etwas zusammnen stauchen, so dass Bereiche die in jpg unwiederbringlich überbelichtet oder unterbelichtet waren, wieder sichtbar werden.

Ich hoffe, ich habe damit etwas Licht ins Dunkel gebracht. Und Deine 3 Highlights solltes Du ja noch als RAW-Dateien haben, so dass nichts verloren ist.

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Beitragvon ULiULi » 6. Sep 2009, 07:41

Hier zur Veranschaulichung zwei Screenshots der jgp-Einstellungen (aus PhotoImpact 12):
In den Schreenshots ist links oben ist jeweils das Original, rechts die Vorschau auf das komprimierte Ergebnis.
Die Vorschauausschnitte sind im linken Screenshot in Originalgröße (100 %) und im rechten in doppelter Größe des Originals (200 %)
Du siehst im linken Screenshot bei 10% Qualität deutliche Kompressionsverluste. Allerdings ist das Motiv immer noch gut zu erkennen, obwohl das Foto nur noch 1/26stel der ursprünglichen Größe hat.
Im rechten Screenshot habe ich die Größe verdoppelt, dennoch sieht man Unterschiede erst bei sehr genauem Hinsehen. Die Screenshots habe ich übrigens mit 97% Qualität gespeichert.

Hinweis: Wenn Du 1 Pixel breite Rahmen um ein Bild legst oder feine Schrift darauf setzt, solltest Du ggfls. das Subsampling ausschalten, falls die Rahmen bzw. Schrift unscharf werden. Die Datei wird dann allerdings etwas größer.
Dateianhänge
-KOPIE-
jpg-Qualität.jpg (236.22 KiB) 1717 mal betrachtet
jpg-Qualität.jpg
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Beitragvon ULiULi » 6. Sep 2009, 08:01

Hier zur weiteren Veranschaulichung noch drei Screenshots zur Tonwert-Kurve.
Damit sie hier noch in ein Bild passen musste ich sie etwas verkleinern. Ich hoffe, Du kannst dennoch alles lesen.

Links siehst Du nur das Histogramm bzw. die Tonwert-Kurve. Du kannst sehen, dass ganz links im Histogramm, beim Helligkeitswert null nur ganz wenige Pixel sind. Rechts ist beim Helligkeitswert 254 noch genau 1 Pixel (dort wo der Marker steht) Absolutes Weiß (255) kommt nicht vor.

Im mittleren und rechten Screenshot siehst Du Beispiele des selben Fotos für die Tonwertkorrektur. Das Histogramm ist dort auch wieder zu sehen, allerdings ist es etwas flacher gehalten und läuft links und rechts nicht gegen null aus. M.E. ein kleiner Programmfehler. Das Histogramm (linker Screenshot) ist richtig.
Geändert wurde nur der mittlere Regler für die Mitten. Im mittleren Screenshot von 1.0 auf 1.5, rechts von 1.0 auf 0.5
Schwarz und Weißpunkt blieben unverändert. Die jeweiligen Effekte sind in den Vorschaubildchen gut zu erkennen.
Dateianhänge
-KOPIE-
Histogramm und Tonwertkorrektur 1.jpg (219.21 KiB) 1710 mal betrachtet
Histogramm und Tonwertkorrektur 1.jpg
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Beitragvon ULiULi » 6. Sep 2009, 08:14

Schließlich noch zwei Screenshots. Zunächst habe ich mein Foto mit dem Helligkeitsregler aufgehellt um eine Überbelichtung zu simulieren. Das Histogramm zeigt dementsprechend keine Schwarzwerte mehr an. Die 24 dunkelsten Pixel haben einen Helligkeitswert von 46, s. Histogramm links.
Mit der Tonwertkorrektur habe ich sodann den Schwarzpunkt auf 46 gesetzt. Danach ist es wieder so ungefähr ok, s Vorschaubild rechts.

So, das muss jetzt mal reichen.

Gruß / ULi
Dateianhänge
-KOPIE-
Histogramm und Tonwertkorrektur 2.jpg (232.04 KiB) 1707 mal betrachtet
Histogramm und Tonwertkorrektur 2.jpg
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Beitragvon Petra L » 6. Sep 2009, 08:35

Guten Morgen!

Da mich das Thema RAW nun langsam auch mal interessiert, möchte ich folgende Frage hier einfügen.

Wenn ich es recht blicke, dann heisst das RAW-Format bei der Olympus *.ORF.
Unter welchem Dateityp finde ich das GESPEICHERTE Original-RAW-Bild auf meiner Platte wieder?
Bislang entwickelt mir das Programm "Olympus Master 2" zwar die Bilder, speichert sie aber als *.jpg ab.
Ich bin davon ausgegangen, dass irgendwo noch das Original, also *.ORF, sein muss.
Ist dem so? Oder habe ich da etwas falsch verstanden?

Fragenden Gruss
Petra
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Beitragvon Manni » 6. Sep 2009, 09:12

Hallo Petra

Hast Du Deine Kamera auf Raw eingestellt,
sonst suchst Du Dir nen Wolf.............. :lol:
Liebe Grüße

Manni

JPG Nachbearbeitung ist wie Kochen aus Dosen - Die ursprüngliche Frische und Vielfalt ist für immer weg...
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Beitragvon Petra L » 6. Sep 2009, 09:35

Hallo Manni,

ja , habe ich. Zumindest bei ein paar Bilder.

Gruss Petra
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Beitragvon Allemo » 6. Sep 2009, 09:46

Hallo Petra,

ich würde meine Dateien auf der Speicherkarte nicht über "Olympus Master 2" einlesen lassen.
Ich habe lieber selber die Kontrolle und was mit meinen Dateien geschieht.
Das heißt ich kopiere erst mal alle Dateien von der Speicherkarte in einen Order den ich mir selber erstelle.
Dann kommt eine Sicherung auf eine externe Festplatte und erst dann werden die Dateien auf der Speicherkarte gelöscht.
Da hat jeder aber einen anderen Weg, mein Weg scheint mir am sichersten zu sein.
Einen besseren Überblick deiner Dateien hast du meines Erachtens, wenn du direkt auf die Speicherkarte zugreifst.
"Olympus Master 2" speichert eigentlich nie etwas von selbst ab, das hast du selber in der Hand.
Weil die Bearbeitung der ORF Dateien für die neue E 620 im Moment noch kompliziert ist,
kann ich dir nur raten sicherheitshalber in RAW und JPG zu fotografieren.
Liebe Grüße
***JoAchim***

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Beitragvon Petra L » 6. Sep 2009, 09:59

Na super!
Gibt es auch etwas Unkompliziertes? :roll:

Vielen Dank für die Hinweise. Da muss ich also nicht an mir selbst
(ver)zweifeln :)

Einen schönen Sonntag wünscht
Petra
Nichts geschieht ohne Grund...

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