In den meisten Fällen überwintert das Ei, aus dem im Frühjahr eine Prolarve schlüpft. Innerhalb von Minuten, bei einigen gar von Sekunden, danach schlüpft dann daraus die Larve. Die Entwicklungsdauer wiederum ist sehr unterschiedlich und oftmals abhängig von den Wassertemperaturen. So schafft es z. B. die Frühe Heidelibelle in der relativ kurzen Zeit von ca. 12 Wochen während der Sommermonate eine 2. Generation hervor zu bringen. Hingegen benötigt eine Quelljungfer, die sich in einem kalten, von Schneeschmelzwasser gespeisten Gebirgsbach entwickelt, bis zu 7 Jahre vom Ei bis zum Imago.
Die Larven leben räuberisch im Wasser und häuten sich während ihrer Entwicklungsdauer 9 bis 14 mal, bis sie eines schönen Tages, meist morgens, aus dem Wasser klettern, sich ein für ihre Art passendes Plätzchen suchen bzw. an einem geeigneten Schlupfsubstrat hinauf klettern (Pflanzenstängel aller Art, Gräser, Binsen, Seggen, manchmal gar Baumstämme). Dabei legen sie teilweise Strecken von 10 Metern quer durch die Wiese zurück, andere nehmen Pflanzen, die direkt im Wasser stehen.
In Höhen zwischen 5cm und 6m wurden schon Schlupfvorgänge beobachtet, also auch darin sind die Larven sehr variabel.
Nachdem sie sich nun sicher verankert haben, legen sie eine ca. 15 minütige Ruhephase ein, holen ordentlich viel Luft, was sie bereits durch Auftauchen aus dem Wasser schon ein paar Tage zuvor geübt haben, um ihre Atmung langsam von Wasser- auf Luftatmung mittels Tracheen umzustellen. In dieser Zeit haben sie auch ihre Nahrungsaufnahme eingestellt. Die nun eingeatmete Luft wird in die Hämolymphe (Insektenblut) geleitet und somit der innere Druck erhöht, wodurch die Larvenhaut am Kopf und an den Flügeldecken am Rücken aufplatzt. Nun schiebt sich Millimeter für Millimeter der Körper der noch fast durchsichtigen weißgrünlichen Libelle, kopfüber aus ihrer Larvenhaut. Immer wieder werden dabei kleine Zwischenpausen eingelegt. Nachdem nun nach ca. 15-45 Minuten der Körper 2 Drittel aus der Larvenhaut hängt, bäumt sich die Libelle auf, ergreift ihre Larvenhaut am Kopf und zieht blitzschnell den Rest des Hinterleibs heraus. Zu diesem Zeitpunkt hängt da ein recht hässliches Etwas, was noch meilenweit von der Schönheit und Grazie einer fertigen Libelle entfernt ist.
Während des gesamten geschilderten Vorgangs wurde weiterhin unermüdlich Druck im Inneren des Körpers aufgebaut, der nun zunächst in die Flügel und danach in das Abdomen geleitet wird (je nach Art auch gleichzeitig in beide Körperteile). Bis die Libelle vollständig aufgepumpt ist, vergehen im Durchschnitt 2,5 -3 Stunden (Ausnahme Flussjungfern und einige Kleinlibellen). Die Libelle beginnt danach ihren gesamten Körper etwas aushärten zu lassen, gleichzeitig nimmt sie langsam etwas Farbe an.
Nach nunmehr insgesamt ca. 4-5 Stunden (bei schönem Wetter) startet die noch blasse, aber nun schon als solches erkennbare, Libelle zum Jungfernflug, welcher oftmals hoch in den Bäumen endet. Innerhalb der nächsten 10 - 14 Tage entwickelt sie sich - meist abseits von Gewässern - zum geschlechtsreifen und ausgefärbten Imago, um dann zum Wasser zurückzukehren, sich zu paaren und der Kreislauf des Lebens hat sich mit der abschließenden Eiablage geschlossen.
Wir sehen hier den Schlupf eines Vierflecks - Libellula quadrimaculata
Userbeitrag von Waso:
"Vom ersten bis zum letzten meiner hier gezeigten Bilder vergingen ziemlich genau 3:20 h, wobei sich die Larve am Anfang eine gute Stunde (von mir undokumentiert) Zeit liess bis der Kopf die Larvenhaut durchbrach und gegen Ende auch nochmals undokumentierte 30 Minuten vergingen bis sie ihren Jungfernflug antrat ."
Beitragsersteller: Andreas Th. Hein (AGEID2393)
Fotograf: | Waso(AGFID1227) |