Beitragvon Artengalerie » 18. Jul 2017, 22:17
Seit dem Ende des 20. Jahrhunderts liegen viele vormals durch die Industrialiesierung vereinnahmete Flächen brach. Der Braunkohleabbau hat in einigen Regionen Deutschlands, wie auch Sachsen, Sachsen-Anhalt und Brandenburg, die größten Veränderungen der Erdöberfläche seit der Eiszeit bewirkt. Viele Tagebaugebiete wurden und werden seither gezielt als Naherholungsgebiete saniert oder "renaturiert". "Renaturierung" ist hierbei jedoch ein irreführender Begriff. Die ursprünglichen Landschaften und Lebensräume, die durch den Abbauprozess zerstört wurden (zum Beispiel Auenwälder) können nicht ohne weiteres wieder hergestellt werden, da der Wasser- und Nährstoffhaushalt nicht nur der Abbaugebiete sondern auch der angrenzenden Regionen grundlegend gestört wurde. Dennoch bieten die alten Tagebaulandschaften heute die Möglichkeit einer strukturerweiternden Lebensraumbereicherung, von der seltene Arten profitieren können. Obwohl durch die drastischen landschaftsverändernden Eingriffe die Regionen rund um einen Tagebau oft massiv gestört wurden, konnten sich hier schon zu aktiven Zeiten der Kohleindustrie viele spezialisierte Tier- und Pflanzenarten ansiedeln. Heute profitiert die Natur von den auf Rohböden nährstoffarmen Standorten, die auf großen Raum strukturell sehr vielfältig und ungestört sind. Diese raren Lebensräume beherbergen eine Vielzahl an seltenen Arten, die es andernorts in Deutschland schwer haben und im Bestand gefährdet sind. Heute kann in vielen ehemaligen Tagebauen eine ungestörte Sukkzessionsfolge ablaufen, die vielgestaltige schützenswerte Biotoptypen entstehen lässt. Erwähnenswert sind hierbei großflächige Sandtrockenrasen, Restgewässer und Feuchtgebiete. Auch Birkenwälder, als natürliche Übergangsstufe von Offenlandschaften zu standortangepassten Waldgebieten, können hier entstehen. Viele der neu entstehdenen Binnengewässer mit den angrenzenden ungestörten Landschaften bieten ideale Rast- und Überwinterungsplätze für Zugvögel.
Je nach Intention wird in einigen Tagebaufolgelandschaften der Prozessschutz praktiziert, indem sich die Natur weitgehend ungestört entwickeln darf. Dadurch ist es absehbar, dass die konkrete Bedeutung der Lebensräume über die Zeit hinweg einem Wandel unterliegt. Fungieren viele der alten Tagebaulandschaften heute als wichtige Trittsteine für Spezialisten der Flora und Fauna (zum Beispiel Rohbodenbesiedler), so ist abzusehen, dass dieser Wert mit zunehmender Verbuschung und Bewaldung schwinden wird. An seine Stelle treten Qualitäten als funktionale Elemente einer Gesamtlandschaft, wie zum Beispiel in naturnahen Auenwaldverbunden, in denen die neuen Gewässer die aquatische Natur bereichern können.Beitragsersteller:
Ajott (AGEID6829)Gefluteter Tagebausee mit reichlich Bewuchs an den Ufern. Für Libellen ein Paradies.
-
Dateianhänge
-
- img_0045_kopie_136.jpg (354.59 KiB) 3434 mal betrachtet

Zuletzt geändert von
Ajott am 18. Sep 2017, 02:43, insgesamt 2-mal geändert.