in ein Kanalgebiet um den Fluss Ticino gefahren, in welchem für einen deutschen Libellenfreund Erstaunliches zu sehen ist:
Die bei uns nur in einem äußerst begrenzten Gebiet in Norddeutschland vorkommende und kaum zu findende Westliche
Geisterlibelle (Boyeria irene) fliegt dort ab dem Nachmittag bis nach der Abenddämmerung stellenweise an jedem Kanal-
abschnitt des Kanalsystems.
Blöderweise meist im Schatten, und durch den dunklen Grund der Kanäle und den Galeriewald immer bei sehr knapper
Lichtmenge. Das ist für diese Art typisch, weswegen sie im Englischen auch "Dusk Hawker" (frei übersetzt etwa: "Abend-
dämmerungs-Herumflieger") genannt wird.
Einerseits dachte ich: "Ich bin im Libellenhimmel, dass eine so seltene und anderswo fast unmöglich zu findende Libellenart
derart zahlreich und quasi an jeder Ecke des habitats zu finden ist." Der Nachteil des Gebietes: Man hat keine (wirklich
überhaupt keine!!!) Chance, die Tiere sitzend anzutreffen, da die Libellen durch den Galeriewald nicht bodennah absitzen
müssen und es deswegen auch nicht tun. Also nur Flugbilder möglich.
Wer schon mal Flugbilder versucht hat, weiß, dass zwei Dinge für Flugaufnahmen in ordentlicher Qualität wichtig sind:
Genügend Licht und ein regelmäßiges Flugmuster. Geisterlibellen fliegen aber am liebsten im Düsteren, in Kanälen knapp
über der Wasseroberfläche, mit Hochfrequenzflügelschlag und zwar auf den ersten Blick in begrenzten Abschnitten,
ABER (leider) dafür auch in einem Flugstil, der mit dem Fluchtverhalten von Kaninchen und Hasen vergleichbar ist.
Nämlich ständig Haken schlagend. Es war zum Verzweifeln und eine echte Geduldsprobe! Ich habe an zwei Nachmittagen
in Summe über 2500 Flugbilder mit unterschiedlichsten Kameraeinstellungen und Strategien versucht, bis letztlich
2 passable/akzeptable Aufnahmen daraus resultierten. Das Löschen der Fehlversuche und "Fast-Treffer" war ein
sehr zeitraubendes und frustrierendes Unterfangen!!! Daher ist auch der Beschnitt bei 40%, wenn ich richtig gerechnet
habe, und der Hintergrund musste wegen der hohen ISO (meine alte 7D ist bekannt für das nicht so gute Rauschverhalten)
auch verhältnismäßig stark entrauscht werden. Dennoch bin ich mit dieser Aufnahme mehr als zufrieden, denn es exis-
tieren meines Wissens nicht allzuviele gute Flugbilder von dieser Art, auch wenn dieses hier nicht wirklich als "gutes Flugbild"
zu bezeichnen ist, aufgrund der oben genannten Abstriche. Eben eine Doku-Aufnahme, die euch einfach mal diese Art
vorstellen soll. Im kommenden Jahr hoffe ich, in Frankreich die Art auch wieder sitzend anzutreffen, was einem doch noch
andere Möglichkeiten für scharfe Aufnahmen eröffnet. Mal sehen ... Garantien gibt's keine bei dieser komplizierten Art!
Der Name ist eben Programm!
