Vorweg: hier geht es ausschließlich um meine persönliche Meinung zu dieser Kamera als Foto-Apparat
für meinen Anwendungsfall: Naturbilder (v.a. Landschaftsbilder) und Makros als "Aufsteiger-Modell"
zu meiner vorherigen 70D Crop-Cam. Der Bericht basiert auf den Erfahrungen des ersten "Real-Life"-
Tests auf der letzten Marokko-Reise im Nov. 2018.
es geht NICHT um...
- Vergleiche mit anderen Canon-Vollformat-Kameras (habe keine zum Vergleich)
- Vergleiche mit anderen Spiegellosen von anderen Kamera-Herstellern (habe keine zum Vergleich)
- Video-Funktionen (nutze ich nicht)
Frage
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Lohnt sich die EOS R für jemanden, der schon eine Canon-Crop-Kamera samt Objektiven und Zubehör,
aber noch keine Vollformat-Kamera hat -Oder- für jemanden, der schon eine ältere Canon-Vollformat
als die Mk IV hat? (das ist mMn die wirkliche "Zielgruppe" dieser Kamera).
(...an dieser Stelle sollte urspr. eine detaillierte Beschreibung aller Pro's und Kontra's folgen,
aber sowas liest ja eh niemand

Zusammenfassung mit ein paar Anmerkungen und mein Fazit dazu stehengelassen.
Wer noch Fragen hat: gerne in den Kommentaren stellen!)
"TL;DR" - die "Kurz"-Zusammenfassung (na ja, "kurz"...

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- kleiner, aber nicht _zu_ kleiner Body mit sehr guter Verarbeitung
- Sehr gute Bildqualität mit adaptierten EF- und EF-S- Objektiven (auch mit adaptiertem "Altglas"),
der "einfache" Adapter wird mitgeliefert
- Auflösung, Dynamikumfang und Rauschverhalten ähnlich der 5D Mk4 (und _deutlich_ besser als die 70D)
- gewohnt gute und durchdachte Menüführung (für Canon-Benutzer)
- z.T. etwas gewöhnungsbedürftige, neue Bedienelemente, die aber (endlich!) alle konfigurierbar sind
- gutes Klapp/Schwenk-Display, sehr gut umgesetzte Touchscreen-Funktionen
- Sucher mit "optischem Sucher"-Feeling plus einigem an Mehrwert (Live-Histogramm im Sucher - topp!)
Der Sucher ist ausreichend scharf um die Bildschärfe vor Ort zu beurteilen, und ein Druck auf die
Vergrößerungstaste zeigt einen 5-Fach-Zoom "live" im Sucher an - sehr schön!
- die Akkus halten viel länger als gedacht, auch die "alten" LP-E-Akkus der 70D (ohne "N") gehen
recht lange mit und sind problemlos weiterverwendbar, auch das Ladegerät passt
- einige neue Funktionen, die Makro's einfacher machen (z.B. Focus Peaking) sind gut gelöst
(helle Pixel leuchten an Kontrastkanten in einstellbaren Farben auf, gerade die Farben-Wahl
erwies sich als sehr hilfreich)
- einige Kleinigkeiten, die man (u.a.) für Makro-Fotografen noch besser machen könnte, nerven etwas
(z.B.: kleine Pfeile im Sucher zeigen bei manueller Fokussierung an, ob man vor/hinter dem Fokuspunkt
liegt. Grüne Pfeile zeigen: "im Fokus". Super! Das gibt's aber nur bei "elektrisch verbundenen"
Objektiven. Warum dieser "Focus Assist" bei manuellen Linsen nicht verfügbar ist??
Keine Ahnung - gerade da wäre der aber extrem hilfreich!!)
- durch die Größe der RAW/JPG-Dateien kann ältere Hardware bei der Nachbearbeitung "ruckeln".
Bei Einzelbildern kein Problem, beim Zusammenbau von z.B. 5 oder mehr Einzelbildern zu Panoramas
braucht es schon viel Rechnerleistung, damit der PC nicht ewig herumrechnet)
- nach 11 Tagen Einsatz in Staub und Sand: Keinerlei Sensorflecken!
(Trotz einiger Objektiv-/ZR-Wechsel - der mechanische Verschluss ist bei ausgeschalteter Kamera
zu, der Sensor ist nicht exponiert. Hätte nicht gedacht, dass das so gut funktioniert!)
- der oft bemängelte "fehlende" Joystick zur Auswahl des Fokuspunkts wurde durch das Touch-Display
abgelöst, das ist nach etwas Einstellung und Eingewöhnung auch gut zu bedienen. Umgekehrt muss man
sich fragen: Wie sollte man die schiere Menge an möglichen Autofokus-Punkten (>5000) mit einem Joystick
überhaupt auswählen wollen?
Fazit
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Die EOS R ist eine wirklich tolle Foto-Kamera, an der meine vorhandenen EF-Linsen allesamt genau so
gut oder besser funktionieren als an meinen bisherigen Crop-Gehäusen. Der Fokus passt durchweg besser.
Sie ist mMn perfekt als "Aufsteiger"-Body von Canon-Crop-Kameras (60D/70D/80D oder den "dreistelligen").
Die Bedienbarkeit ist noch verbesserungswürdig, trotz rel. großer Hände liegt sie mir aber gut
in der Hand. Warum Canon auf manche bewährte Bedienelemente (Daumenrad) verzichtet, erschließt
sich mir noch nicht (die angepriesene "multifunktionelle Touchbar" habe ich inzwischen abgeschaltet),
die Kamera ist aber insgesamt gut bedienbar.
Sie ist kleiner als die meisten vorherigen Modelle, allerdings braucht es gute Voll-Format-Linsen,
um den großen Sensor und dessen Auflösung auch voll auszunutzen - das macht den "Größen-Vorteil" des
kleinen Bodies u.U. wieder etwas zunichte, da gute Voll-Format-Linsen eh schon eher groß und schwer
sind.
Wer schon eine 5D Mk IV hat, für den ist der Unterschied in der Bildqualität vernachlässigbar;
gegenüber der 70D ist die BQ aber vor allem im Rauschverhalten bei höheren ISOs deutlich besser.
Der elektronische Sucher und das Klapp-Display der EOS R können auch bzgl. der Mk IV ein Kriterium sein.
Der "fehlende", zweite Karten-Slot (hatte noch nie mehr als einen) und das relativ kleine Gehäuse...
dass muss man selbst entscheiden.
Insgesamt bereue ich den Kauf (noch) nicht; einige Details sind aber schon etwas ärgerlich - speziell für
die Makro-Fotografie. Andererseits baut mWn kein Hersteller derzeit Kameras für genau diesen Anwendungsfall,
da muss man halt mit dem Verfügbaren leben.
Von daher ist auch diese Kamera sicher ein Kompromiss, mit dem ich aber erst mal ganz gut leben kann -
"YMMV"

lg, Frank